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Handwerksbetriebe offenbaren starkes Umweltbewusstsein und zeigen sich sehr engagiert
NHT-Umfrage zu Jahresbeginn mit dem Schwerpunkt Klima- und Energiepolitik stößt auf positive Resonanz und große Ablehnung jedem zusätzlichen Bürokratieaufwand gegenüber

90 Prozent der Handwerkerinnen und Handwerker in Niedersachsen stufen die Klima- und Energiepolitik als wichtig, darunter über 40 Prozent sogar als sehr wichtig ein. Damit wird die Bedeutung dieses Themas im niedersächsischen Handwerk hoch angesiedelt!“, betont Mike Schneider, Präsident des Niedersächsischen Handwerkstages (NHT), anlässlich der zu Jahresbeginn traditionellen Jahrespressekonferenz in Hannover.

 

Zum Auftakt des Jahres 2020 hatten sich im Januar fast 1.000 Handwerksbetriebe an einer Handwerksumfrage auf Landesebene beteiligt. Der gewählte Themenschwerpunkt: „Klima- und Energiepolitik“ stieß in den Betrieben des Handwerks auf große Resonanz. Dabei gaben knapp 75 Prozent der Betriebsinhaberinnen und -inhaber an, dass das eigene Umweltbewusstsein als Antrieb für die Einführung umweltfreundlicher Maßnahmen an erster Stelle steht.  Über 50 Prozent meldeten als Auslöser für Umweltmaßnahmen im eigenen Betrieb daneben rechtliche Rahmenbedingungen, wie Verordnungen und Gesetze (55 Prozent), eine veränderte Kundennachfrage (55 Prozent) oder auch die gezielte Erschließung neuer Marktchancen (53 Prozent). Öffentlicher Druck spielt mit 15 Prozent der Nennungen eine nachrangige Rolle.

 

„Das Handwerk ist der Ausrüster der Energie- und Klimawende vor Ort“, betont Schneider. Jeder zweite Betrieb der Umfrage trägt durch eigene Produkte und Dienstleistungen zu Energieeinsparungen und mehr Klimaschutz bei seinen Kunden bei. Dabei handelt es sich vor allem um unmittelbar klimarelevante Gewerke, wie Installateur- und Heizungsbauer, Schornsteinfeger, Zimmerer, Dachdecker, Maler- und Lackierer oder auch Elektrotechniker.  Daneben setzen die Betriebe des Handwerks insgesamt auf innerbetriebliche Maßnahmen: An erster Stelle - mit jeweils über 70 Prozent der Rückmeldungen stehen ein sparsamer Materialverbrauch und eine effiziente Energienutzung. An zweiter Stelle mit über 50 Prozent der Rückmeldungen rangieren neben gezielten Weiterbildungsmaßnahmen die Optimierung des Fahrzeugeinsatzes und der Routenplanung. Im Einkauf legt gut ein Drittel Wert auf umweltschonende Materialien oder dem Bezug der Produkte aus der Region.

 

“Klimaschutz, Energiewende und Wirtschaftswachstum müssen sich nicht ausschließen, sondern sollten sinnvollerweise zusammengehen. Das weiß das Handwerk in Niedersachsen und ist bereit, seine Anstrengungen weiter zu intensivieren”, macht Schneider deutlich. „Keinesfalls darf aber in den Betrieben der bürokratische Mehraufwand steigen“, warnt Schneider. “Das bürokratische Fass ist voll!”

 

Über 80 Prozent der Betriebe lehnen einen größeren bürokratischen Mehraufwand zur Umsetzung der Energie- und Klimawende vehement ab. Für über 60 Prozent der Betriebe sollte sich die Politik bei der Klimaschutzpolitik international unbedingt abstimmen, wenn es um weitere Maßnahmen geht. Alle politischen Anstrengungen in dieser Richtung werden seitens des Handwerks begrüßt.

 

Schließlich sind bei allen Maßnahmen „Planungssicherheit“ und die „vollständige Rückerstattung zusätzlicher Einnahmen des Staates an die Privathaushalte und Betriebe“ zwingend. Einerseits können sichere Investitionsentscheidungen nur dann getroffen werden, wenn politische Ansagen verbindlich sind. Andererseits muss die Politik ihre Zusage einhalten, die Klimafrage nicht zur Schaffung neuer zusätzlicher staatlicher Einnahmequellen werden zu lassen. Planungssicherheit und Rückerstattung sind für jeden zweiten Betrieb von zentraler Bedeutung. Anreize für die Verbraucher und für die Betriebe, wie z.B. die steuerlich geförderte energetische Gebäudesanierung, die Abwrackprämie für Ölheizungen, Unterstützung bei Beratungs- und Qualifizierungsangeboten sowie die Förderung von weiteren innerbetrieblichen Klimaschutzmaßnahmen sind für 40 Prozent der Betriebe essentiell, um die Klimawende zu forcieren.

 

Gemäß der Umfrage gestaltet sich das aktuelle konjunkturelle Umfeld für das Handwerk sehr positiv. Neun von zehn Handwerksbetrieben bewerten ihre wirtschaftliche Lage ansonsten mit „gut“ oder „befriedigend“. Mit Blick auf das erste Halbjahr 2020 erwarten die Betriebe eine leichte Abkühlung, allerdings rechnen nicht einmal ein Prozent der Betriebe mit einer deutlichen Verschlechterung. Problem ist, dass die betrieblichen Entwicklungsmöglichkeiten durch personelle Engpässe in 70 Prozent der Handwerksbetriebe eingeschränkt sind, darunter bei fast 50 Prozent sogar deutlich. Für das kommende Halbjahr setzen die Betriebe darauf, ihre Mitarbeiterzahlen halten zu können.

 

Nach internen Prognosen für das Jahr 2020 wird mit einem Umsatzplus von 2,6 Prozent und einem Umsatz in Höhe von 60,2 Mrd. Euro gerechnet. Zudem wird entgegen den Erwartungen der Betriebe von einer leichten Steigerung der Beschäftigtenzahlen um 0,2 Prozent auf knapp 536.200 Beschäftigte ausgegangen.

 

Hannover, 5.03.2020

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